Meditation und Alltagsleben

Ich möchte gern ein paar Gedanken mit Euch teilen, die mir heute nach dem gestrigen Meditationsabend gekommen sind. Ich habe diese Meditation (stark vereinfacht) mit den Worten eingeführt, dass wenn wir in der Meditation sind, wir an einem Platz sind, an dem alles gut ist. Nachdem wir keine Gedanken hegen während der Meditation, haben wir keine Ausrichtung, Wünsche, Begierden, Bewertungen, Ziele usw., also ist alles gut in dieser Zeit der Meditation. Doch sobald wir unsere Gedanken wieder einschalten, sind auch die Bewertungen wieder da und unserer Welt zerfällt in Gut und Schlecht.

Das wurde deutlich in unserem Gespräch nach der Meditation, in dem plötzlich einige Kritik an der Welt wieder wach wurde. Dazu fiel mir folgendes ein:

Wenn wir in Meditation gehen, ist es für mich hilfreich, zu sagen: „Es ist alles gut“, „nichts muss verändert werden, da alles perfekt ist, so wie es ist“. Ich kann dabei sehen, dass alles einen Hintergrund hat, dass die Dinge so sind wie sie sind. Die Dinge haben einen guten Grund, so zu sein wie sie sind. Der augenscheinlichste Grund ist, dass alles in der Welt uns selbst, unsere innere Haltungen und unsere innere Gespaltenheit widerspiegelt. Wenn wir also die Welt oder Dinge, die in diesem Leben in dieser Welt vorkommen, kritisieren, kritisieren wir uns nur selbst. Solange wir unsere wahre Natur nicht gefunden haben, denken und handeln wir automatisch aus der Verblendung heraus, aus dem Glauben an die Illusion und aus der inneren Unversöhntheit mit uns selbst. Auf diese Weise erschaffen wir die Welt, wie sie ist, aus unseren inneren Haltungen und unserem Glauben heraus. Ich sehe in die Welt und erkenne mich wieder. Ich sehe in die Welt und sehe mein Inneres. Jeden Morgen lächelt die Welt mich an und sagt: „Willkommen in Dir selbst. Ich bin Dein Spiegel. Ich kann eine perfekte Welt für Dich sein, ich kann für Dich voller Mangel sein, ich bin für Dich was immer du möchtest. Ich bin Du.“

In diesem Moment ist es gut in Meditation zu gehen und zu erkennen: „Alles ist gut, weil nichts anders sein könnte als es ist.“ Alles folgt meiner Verblendung oder meiner Erleuchtung, folgt meiner inneren Zerstrittenheit oder meiner Liebe zu mir selbst. Die Welt ist meine Verblendung oder meine Erleuchtung, ist mein Kampf oder mein Einklang. Die Welt folgt meinen inneren Haltungen und inneren Konflikten in absolut perfekter Weise. Was in mir ist, ist zur selben Zeit in der Welt, in meiner Welt. Was sollte also daran falsch oder schlecht sein, es funktioniert perfekt.

Wenn ich also eine andere Welt will, mir ein anderes Leben wünsche, werde ich es in mir ändern müssen, nicht in der Welt. Dies beginnt mit der Reflexion der inneren Haltung, und meiner inneren Gespaltenheit z.B. den Dingen gegenüber, die ich kritisiere in der Welt. Wenn ich sie „schlecht“ finde, verdamme ich sie dazu, „schlecht“ zu sein. Ich erkenne dann nicht, dass ich sie so gemacht habe, dass diese Dinge nicht anders konnten, als das zu sein, zu was ich sie bestimmt habe. Sie sind meinen inneren Haltungen entsprungen. Wenn ich in die Mediation gehe mit der Gewissheit, das alles gut ist, habe ich den Kampf gegenüber der Welt aufgegeben. Ich habe die Bewertungen aufgegeben und nun kann alles in dem Licht erscheinen, wie es ist. Ich sehe all die Dinge in der Welt, die aus der Ordnung sind und sehe mein „aus der Ordnung sein“. Ich sehe, dass alle Dinge, die aus der Ordnung sind, auch richtig und gut sind, weil sie ja so sein müssen und weil sie sich alle solche Mühe geben, uns durch ihr „aus-der-Ordnung-Sein“ wieder zur Ordnung zu führen. Wir werden aber die Ordnung nicht erlangen, wenn wir mit unserem „aus der Ordnung“ gekommenen Geist versuchen, eine äußere Ordnung wieder herzustellen. Wir müssen zuerst unseren „aus der Ordnung“ gekommen Geist „reparieren“.

Das tun wir damit, dass wir alle die Dinge, die wir von anderen – von der „Welt“ – erwarten, selbst für andere tun. Nämlich den anderen und der Welt dienen, mit anderen teilen, was uns gegeben ist und unser Leben in den Dienst des allumfassenden Geistes zu stellen, statt egozentrisch zu leben. Da fragen wir uns vielleicht, ob ich denn mit so einer Haltung überhaupt überleben kann… ja, das verstehe ich. Doch fangen wir da nicht schon wieder an, die Welt zu erschaffen, die wir so gern kritisieren?